Bahnhofstr. 36 – Vorgeschichte Familie Falk

Bahnhofstr. 36 – Vorgeschichte Familie Falk

Vorgeschichte: Familie Falk

Ende des 19. Jahrhundert war im Haus in der Bahnhofstr. 36 (alte Nummer 71) zunächst die jüdische Viehhändlerfamilie Falk ansässig. Ferdinand Falk (*1845) verstarb relativ jung im Jahr 1894, und seine Geschäfte in Vilsen und Hoya wurden von seinem Bruder Adolf Falk von Hannover aus weitergeführt. 1)

Anzeige Ferdinand Falk, Todesanzeige 2)

Urteilt man nach dem Grabstein von Ferdinand Falk, war die Familie recht wohlhabend. 3) In der Traueranzeige und auf dem Grabstein wurden lediglich seine Geschwister und deren Angehörige genannt, was darauf hindeutet, dass er keine Frau oder Kinder hinterliess.

Ferdinand Falks Grabstein (Foto Privatbesitz))

Nach 1900 wohnten im Haus in der Bahnhofstrasse immer noch seine Schwestern Charlotte und Amanda. In den Rückerstattungsakten des Hauses wird auch eine Ida Falk genannt, es könnte sich hier aber um einen Irrtum handeln. Amanda Falk scheint wohltätig und patriotisch eingestellt gewesen zu sein, denn 1917 spendete sie 3,60 Mark für erblindete Soldaten. 4)

Im Jahr 1920 verstarb Charlotte Falk, die nur von ihrer Schwester Amanda betrauert wurde. 1924 löste Amanda Falk den Haushalt zumindest teilweise auf. 1925 wurde durch Julius Falk das 50-jährige Bestehen der „in der ganzen Provinz bekannten“ Hannover’schen Grossviehhandlung A. Falk bekanntgegeben. Am 5.3.1931 verstarb Amanda Falk und im Juni wurde das Haus nach im Verlauf der Erbteilung von Max Hanau gekauft (siehe dort). 5) 6) 7) 8) 9) 10)

Die Gräber von Charlotte und Amanda Falk sind auf dem jüdischen Friedhof nicht mehr auffindbar. Wahrscheinlich fielen sie, wie viele andere Gräber aus dem 20. Jahrhundert, einer geplanten und teilweise durchgeführten Demontage des jüdischen Friedhofs in den Jahren 1942-1945 zum Opfer. Schon Monate bevor im November 1942 der Befehl zur Verwertung des „Altmetalls“ der Grabeinfriedungen durch den Reichsführer SS kam, hatten die Ortsgruppe der NSDAP und der Bürgermeister von Hoya in Eigeninitiative gehandelt: Grabeinfriedungen und Grabsteine waren bereits verkauft. Dem Landrat blieb nur, den Erlös nachzufordern, denn dieser sollte an die Regierungshauptkasse in Hannover abgeliefert werden. Diese Aktion fand somit kurz nach der Deportation der letzten Bewohnern des Hoyaer Judenhauses nach Theresienstadt statt, zu denen auch Emil und Grete Lindenberg aus Vilsen gehörten. 11)

Quittungen über den Abtransport der Grabsteine vom Jüdischen Friedhof. 12)

References

References
1 Hoyaer Wochenblatt 31.8.1894
2 Hoyaer Wochenblatt 16.5.1889, 31.8.1894
3 Gebäudesteuerrolle NLA HA, Hann. 142, Nr. 454
4 Hoyaer Wochenblatt 3.1.1917
5 Hoyaer Wochenblatt 24.12.1920
6 Hoyaer Wochenblatt 19.04.1924
7 Rep. 171 Verden Rückerstattung, acc. 2009/057 Nr. 646
8 H. Bomhoff Notizkarten, Stadtarchiv Syke, Quelle unklar
9 Hoyaer Wochenblatt 3.5.1931
10 Hoyaer Wochenblatt 25.6.1931
11 Woher.Wohin. Jüdische Familien im Hoyaer Land (2017) Elfriede Hornecke, Hoya, Heimatmuseum Grafschaft Hoya e.V.
12 Woher.Wohin. Jüdische Familien im Hoyaer Land (2017) Elfriede Hornecke, Hoya, Heimatmuseum Grafschaft Hoya e.V.